Menschen-Landschaften, Franziska Rutishausers
unheimliche Realitäten

Ausstellung: 1. – 23. Oktober 2015
Eröffnung: Donnerstag, 1. Oktober, 19 – 21 Uhr
Einführung: Dr. Harriet Häussler, Kunsthistorikerin
Adresse: WHITECONCEPTS | August­straße 35 | 10119 Berlin | www.whiteconcepts.de
Öffnungszeiten: Mo – Fr 11 – 17 Uhr und nach Vereinbarung

WHITECONCEPTS freut sich, die erste Einzelausstellung von Franziska Rutishauser in ihrer Galerie zu präsentieren. Franziska Rutishausers Werk ist von physikalischen, philosophischen und ästhetischen Entwicklungen der Jetztzeit geprägt. Ausgehend von neuen Erkenntnissen über unser Universum lassen sich ihre Gemälde, Zeichnungen und Fotografien besser in ihrer Gänze verstehen. In der aktuellen Ausstellung werden Arbeiten aus drei großen Werkzyklen gezeigt, die sich teils direkt auf kürzlich entdeckte Erkenntnisse in der Physik beziehen.
Die vier aus der Serie „Dark light matter“ ausgewählten Öl auf Leinwand-Gemälde aus den Jahren 2010 bis 2014 spielen bereits im Titel auf die „Dunkle Materie“ an. Indem die Künstlerin das Wort „light“ integriert, fügt sie ein Wort- und Bedeutungsspiel ein. Heute geht die Wissenschaft davon aus, dass die „Schwarze Materie“, die absolute und relative Dunkelheit im Universum, ein Viertel der Energie von nicht leuchtender und damit auch für das menschliche Auge nicht weiter definierbarer Materie in sich trägt. Die Künstlerin verweist mit „light“ darauf, dass auch im vermeintlichen „Nichts“ etwas ist. Nur das menschliche Auge ist nicht in der Lage, dieses zu erkennen. Eine Ansammlung von Schwemmholz in „Nest – Dark light matter“, das sie entdeckt, wird zugleich zum Abbild des Universums, Pflanzenblätter in „Calm 1 und 2 – Dark light matter“ erhalten durch die starken Lichtschattenkontraste nicht nur eine besondere Ästhetik, sondern lassen an fleischliche, tierische und menschliche Formen denken.
Diese Assoziationen treten auch in dem zweiten großen Werkzyklus der Ausstellung auf. In den „Berliner Sandbergen“, einer Serie von insgesamt 83 Fotografien aus dem Jahr 2012, aus denen die Künstlerin eine Auswahl von zwölf Leuchtkästen und zwei Drucken präsentiert, macht sie erneut etwas für das menschliche Auge sichtbar, das zwar existiert, ohne dabei jedoch offensichtlich zu sein. Als Franziska Rutishauser das Gelände einer ehemaligen Kaserne in Berlin-Karlshorst erkundet, entdeckt sie im sandigen Boden zahlreiche Formationen, die an menschliche Strukturen erinnern. Die Dokumentation der Baustelle wird für die Schweizerin und Neu-Berlinerin zu einer symbolisch konnotierten Reise. Für sie ist „Berlin kein Haus. Es ist ein Teller, ohne schützende Ränder. Eine riesige flache urbane Gegend, auf Sand gebaut. Ein Ort ständiger Veränderung.“
Der letzte Werkzyklus „Anthropomorphismen“, acht Zeichnungen von 2010, besticht ebenfalls durch seine Präzision der Darstellung und starken Schwarzweißkontraste. Er bezieht sich auf Naturformen, meist in Südfrankreich gefunden, in denen Gesichter und menschliche Körperfragmente versteckt zu sein scheinen. Erneut macht Franziska Rutishauser Unsichtbares sichtbar. Sie gibt dem Besucher der Ausstellung Bilder mit, die nicht nur bildhaft, sondern auch sinnlich erlebbar bleiben.

Die Schweizer Künstlerin Franziska Rutishauser (* 1962 in Münsingen) lebt und arbeitet , neben ihren Werkstätten in Bern und Nizza, seit fünf Jahren auch in Berlin. In diesem Jahr hat sie eine weitere Einzelausstellung im Kunstverein Solingen sowie Ausstellungsbeteiligungen in Bern, Karlsruhe und Bad Salzdetfurth. Ihre Monographie zum Oeuvre der Jahre 2006 bis 2014 ist kürzlich im Kerber Verlag, Bielefeld erschienen und in der Galerie erhältlich.

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